
Gebäudesoftskills im Gesundheitsbereich
In der Ausnahmesituation eines Krankenhaus- oder Pflegeaufenthaltes, in einem Zustand der Schwäche oder Bedürftigkeit verbringen wir fast 99 % unserer Zeit in Räumen. Deshalb ist die Bedeutung der Stimulation und daher besonders der Farben für Gestaltungen im Gesundheitswesen wichtig.
Bei physischen sowie psychischen Einschränkungen kann die stimulierende Gestaltung der Umgebung sogar zur Aktivierung von Energiereserven des Organismus beitragen (vgl. Meerwein, G., Rodeck B., Mahnke F. H., 2007, Farbe: Kommunikation im Raum, 4. Ausgabe, Basel: Birkhäuser).
Je nach Krankheitsbild und Bedarf ist die Menge der angebotenen Stimulation aus dem Umfeld genau abzuwägen. Auf der Farbebene bieten dabei sowohl verschiedene Farbtöne als auch Unterschiede in Helligkeit, Struktur und Material Abwechslung und Anregung.
Nutzergruppen mit verschiedenen Bedürfnissen
Die drei Hauptnutzergruppen im Gesundheitswesen sind Betreuungspersonal, Bewohner (kurz- oder langfristige) und Besucher. Mit dem Einsatz der Farben als Gebäudesoftskills entsteht eine Herangehensweise an die Gestaltung, die sich sehr stark an den Bedürfnissen der einzelnen Gruppen von Nutzern orientiert und so den Menschen ins Zentrum des Entwurfes stellt. Das Bedürfnis nach Schönheit und Ästhetik ist dabei ebenso wichtig, wie praktische Themen (z.B. visuelle Ergonomie). Können wir uns etwa durch Farben leichter orientieren, dann bleibt uns mehr Energie für Genesung, Aktivität, Pflege etc. übrig. Eine ästhetisch ansprechende Gestaltung mit einer feinen Abstimmung der Farben und Materialien, signalisiert den Patienten außerdem Wertschätzung und kann das Vertrauen in die Ärzte positiv verändern.
Gebäudesoftskills und Gesundheit
Die Studie „Beurteilung der psychologischen und medizinischen Wirkungen der Umweltfaktoren Farbe und Licht auf Patienten und Personal im Bereich der Intensivmedizin“ zeigt den Einfluss auf Wohlbefinden, Gesundheitszustand, Arbeitsmotivation und Medikamentenverbrauch auf. Ergeben haben sich dabei signifikante Verbesserungen durch den bewussten Einsatz von Farbe an Boden/Wand/Decke, verbessertem Licht sowie der veränderten Position des Bettes.
(vgl. Buether A. & Woebker G., 2019. Verfügbar unter: http://www.colour.education/farbe-im-gesundheitsbau)
Diese Studie liefert einen Hinweis auf die potenzierende Wirkung bei der Anwendung mehrerer Gebäudesoftskills in Kombination, in diesem Fall: Licht und Farben.
Werden wir durch die unterschiedlichen Gebäudesoftskills wie Luftqualität, Akustik, Farbe, Licht, etc. in unserer Umgebung unterstützt, fühlen wir uns wohler, sind entspannter, verbrauchen weniger Energie und können folglich mehr davon in die Tätigkeiten „gesund werden“, „aktiv bleiben“ oder „engagiert pflegen“ investieren.
(vorab zitiert aus dem Artikel Farben im Gesundheitswesen von Pia Anna Buxbaum, im Buch "Gebäudesoftskills - neue Dimensionen im Bauen. Praxis - Wissenschaft - Kunst", Hg. P.A. Buxbaum, E. Oberzaucher. Erscheint im Frühjahr 2020)